THC steht für Delta-9-Tetra-Hydro-Cannabinol (Δ9-Tetrahydrocannabinol). THC ist der mengenmäßig wichtigste Inhaltsstoff des Hanfes. Unbefruchtete, weibliche Blütenstände enthalten je nach Züchtung etwa 6 bis 22 Prozent THC, während der THC-Gehalt der anderen Pflanzenteile wesentlich geringer ist: Die Blätter in Blütennähe kommen noch auf ca. 5 Prozent. Die restlichen Pflanzenteile haben nur noch knapp 1 Prozent THC. Samen enthalten gar kein THC. Männliche Hanfpflanzen haben einen deutlich geringeren THC-Gehalt als weibliche. Mittlerweile gibt es spezielle Züchtungen des Faser-oder Industriehanfes, deren THC-Gehalt unter 0,2 Prozent liegt.
Generell liegt das THC in der Pflanze überwiegend als THC-Säure (THCA) vor, welche erst durch Hitze (z.B. beim Rauchen) und UV-Strahlung in das eigentliche THC umgewandelt wird. THCA ist übrigens im Gegensatz zum THC nicht psychoaktiv.
Mitte der 1960er Jahre gelang es den israelischen Forschern Raphel Mechoulam und Yehiel Gaoni reines THC aus Cannabisblüten zu isolieren.
Das war der Startschuss für die wissenschaftliche Erforschung der Hanfinhaltsstoffe und der Entdeckung eines hochinteressanten, bis dahin völlig unbekannten Regelsystems im menschlichen Körper. Im Verlauf ihrer Forschungen fanden die Wissenschaftler spezielle Rezeptoren, sogenannte Cannabinoid-Rezeptoren (CB-Rezeptoren) im menschlichen Nervensysten, an denen das THC bindet. Schließlich entdeckten die Forscher ein vom Körper selbst gebildetes, also endogenes Cannabinoid, welches sie Anandamid nannten. Den Namen entlehnten sie aus dem indischen Sanskrit. Dort bedeutet "ananda" soviel wie Glückseligkeit. Zusammen ergeben die CB-Rezeptoren und die endogenen Cannabinoide das Endocannabinoid-System.
Üblicherweise nehmen Konsumenten THC über das Rauchen von Gras bzw. Marihuana (= die getrockneten weiblichen Blüten), Haschisch (= Hanfextrakt aus weiblichen Blüten, der zu Blöcken gepresst wurde) auf. Wird dabei Tabak zugesetzt, spricht man von einem Joint. Häufig wird das THC-haltige Material auch in speziellen Wasserpfeifen (Bongs) geraucht oder mit einem Vaporizer verdampft und inhaliert.
THC kann zudem auch in Getränken wie Milch und Speisen (Kuchen, Muffins) verarbeitet werden. Allerdings dauert die Resorption dann länger und es kommen nur etwa 6 % des verarbeiteten THC im Blut an. Beim Rauchen und Inhalieren gehen dagegen ungefähr 20 % des im Rauch befindlichen THC schnell ins Blut über (Auf Grund dieser relativ niedrigen Resorptionsraten ist es praktisch unmöglich, über natürliche Cannabis-Produkte tödliche THC-Mengen aufzunehmen.) Nach ca. 30 Minuten erreicht die THC Konzentration im Gehirn ihr Maximum, da THC als lipophile Substanz die Blut-Hirn-Schranke leicht passieren kann.
THC wirkt im Gehirn psychoaktiv. Man erlebt einen Rausch. Konsumenten bezeichnen dies als "high" werden. Dabei kann es zu einer veränderten Wahrnehmung von Farben, Geschmack und Tönen kommen. Das Zeitgefühl kann sich verändern. Gefühle erhöhter Einsicht und Bedeutung können entstehen, begleitet von Euphorie und Redseligkeit.
Daneben gibt es eine Reihe von therapeutisch nutzbaren Effekten, wie eine Linderung von Schmerzen, eine Entkrampfung, eine Linderung von Übelkeit und Erbrechen, eine Erleichterung des Schlafes und eine appetitanregende Wirkung. THC hat außerdem eine hemmende Wirkung auf Krebszellen.
Allerdings sind diese positiven Eigenschaften mit einer Reihe weniger vorteilhafter Effekte verknüpft: So beeinträchtigt THC das Denk-, Lern-, Erinnerungs- und Konzentrationsvermögen. Unter THC wurden Beeinträchtigungen der psychomotorischen Leistung (Ataxie und Tremor) beobachtet. Gefühle von Unwirklichkeit, Depersonalisation und Distanziertheit können auftreten, ebenso Panik, Angst und Dyshorie (Verstimmung, das Gegenteil von Euphorie). THC kann psychotische Symptome begünstigen.
Regelmäßiger THC-Konsum kann zudem zu einem Toleranzeffekt führen. Um die gewohnte Wirkung zu erzielen, müssen die Konsumenten eine höhere Dosis nehmen. Weiterhin besteht die Gefahr einer Abhängigkeit. Nach dem Absetzen der Substanz können daher mehr oder minder intensive Entzugssymptome auftreten, bis sich im Belohnungssystem des Gehirns (mesolimbisches System) ein normales neuronales Gleichgewicht wieder eingestellt hat (Entwöhnung).