Hanf (botanischer Name: Cannabis) gehört zu den ältesten Kulturpflanzen der Menschheit. Ursprünglich in Zentralasien beheimatet, hat sich die Pflanze über Tausenden von Jahren durch menschliche Nutzung immer weiter verbreitet. Heute findet man sie weltweit in den gemäßigten bis tropischen Zonen. Die moderne Forschung unterscheidet zwischen mehreren, untereinander sehr ähnlichen Arten, von denen Cannabis sativa und Cannabis indica die Wichtigsten sind.
Cannabis ist eine krautige Pflanze, welche bis zu 7 Meter hoch wachsen kann, mit einer kräftigen Pfahlwurzel und vielen Seitenwurzeln. Das Wurzelsystem kann sich bis zu 2,5 m in die Tiefe und 80 cm in die Breite erstrecken. Die aufrechten Hanf-Stängel stehen meist einzeln und verzweigen im Bereich des Blütenstandes. Hanfblätter sind handförmig aus mehreren behaarten Blättchen zusammengesetzt. Die einzelnen Blättchen sind länglich, nach vorn spitz zulaufend und besitzen einen gesägten Rand. Von oben sind sie dunkelgrün; von unten weißlich-grün. Ihre Anzahl an einem Blatt schwankt gewöhnlich zwischen 7 bis 9. Zur Blüte hin nimmt die Blättchenzahl bis auf ein Einzelblättchen ab.
Von Juni bis September blüht der Hanf. Es gibt männliche und weibliche Pflanzen. Die gestielten, hängenden Blüten der männlichen Pflanzen sind in langen Rispen lose angeordnet, während die ungestielten Blüten der weiblichen Pflanzen dicht beieinander in Trauben konzentriert sind. Die Bestäubung erfolgt durch den Wind. Aus den bestäubten weiblichen Blüten entwickeln sich kurze Zeit nach der Befruchtung 2 bis 5 mm große nussartige Früchte (Achänen).
Hanf ist in der Regel einjährig. Die Pflanzen sind sehr genügsam und robust. Sie wachsen sehr schnell und produzieren dabei eine enorme Biomasse. Schätzungen gehen davon aus, dass ein Hanffeld innerhalb von 6 Monaten so viel Biomasse wie ein gleich großer Wald in 30 Jahren produziert.
Vielfältiger Nutzen
Kein Wunder also, dass Cannabis schon seit den Urzeiten der Menschheitsgeschichte angebaut und genutzt wurde:
Alle Pflanzenteile sind zur Herstellung von Lebens- und Futtermitteln
geeignet. Aus den Samen kann ein nahrhaftes, als Mehlersatz taugliches Pulver mit hohem Eiweißanteil gewonnen werden sowie Hanföl, ein ausgezeichnetes Speiseöl mit mildem, köstlich nussigem Geschmack. Frische und getrocknete Hanfblüten wurden früher zum Aromatisieren und Würzen von Speisen genutzt.
Aus den robusten, widerstandsfähigen Hanffasern wurden Seile, Textilien und Dämmmaterialien
hergestellt. Hanf war ein wichtiger Rohstoff der Papierindustrie. Die berühmte Gutenberg-Bibel wurde 1455 auf Hanfpapier gedruckt, ebenso wie die amerikanische Unabhängigkeitserklärung 1776. Tatsächlich lassen sich nahezu alle Produkte, die heute aus Erdöl, Baumwolle oder Holz hergestellt werden, auch aus Hanf produzieren. Und selbst die Hanfreste können noch in Biogasanlagen zu Biogas für die Energieerzeugung
verarbeitet werden.
Hanf wird auch schon seit Langem als Heilmittel
genutzt. So beschreibt das ca. 2000 Jahre alte Shennong Bencaojing, ein chinesisches Buch über Ackerbau und Heilpflanzen, den Einsatz von Hanf gegen Fieber, Malaria, Rheuma und andere Unpässlichkeiten. Plinius der Ältere berichtet, dass Hanf Schmerzen lindere und Dioscurides empfiehlt den Saft der Hanfsamen gegen Ohrenschmerzen. 1839 beschrieb der in Indien stationierte irische Arzt Dr. William Brooke O´Shaughneesy die schmerzlindernden, entkrampfenden und muskelentspannenden Wirkungen des indischen Hanfes. Daraufhin fand Cannabis indica Eingang in die europäische Schulmedizin. Noch bis in die Neuzeit hinein wurden aus Hanf Mittel zur Linderung von Wehenschmerzen gewonnen.
Marijuana - MarijuanaRausch- und Betäubungsmittel
Leider sind diese vielfältigen Anwendungen der Hanfpflanze im Bewusstsein der Bevölkerung in den letzten 80 Jahren immer mehr in Vergessenheit geraten. Bekannt ist Cannabis dafür heute vor allem als Rauschmittel Marijuana. Obwohl Hanfblüten auf Grund ihrer berauschenden Wirkung bereits seit Urzeiten bei religiösen und schamanischen Ritualen verwendet wurden, wurde Cannabis erst Mitte des 20. Jahrhunderts als Rauschdroge zunächst einer Betäubungsmittelpflicht unterworfen und letztlich ganz verboten.
Sein Drogen-Image bekam der Hanf in der 1930er Jahren verpasst: Treibende Kraft der damals in den U.S.A. einsetzenden Anti-Cannabis-Bewegung war der Vorsitzende des Federal Bureau of Narcotics (FBN) Harry S. Anslinger. Mit Hilfe von großen Öffentlichkeitskampangnen führte er einen regelrechten Krieg gegen den Hanf. Anslinger gelang es schließlich als Mitglied der Drogenkommission der Vereinten Nationen in den 1960er-Jahren ein weltweites Verbot des Cannabisanbaus durchzusetzen.
Nutzhanf
Erst seit Anfang der 1990er Jahre ist es wieder erlaubt, Hanf anzubauen - jedoch nur solche Sorten, welche nur noch Spuren der berauschenden Substanz THC enthalten. Dieser sogenannte Faser- oder Nutz-Hanf konnte seitdem in vielen Wirtschaftsbereichen wieder Fuß fassen.