Die Anzahl der Inhaltsstoffe, die in einer Hanfpflanze zu finden sind, schwankt je nach Literaturquelle zwischen 400 und 700. Die Meisten davon finden sich in vielen anderen Pflanzen auch, darunter Mineralstoffe, Spurenelemente, Vitamine, Aminosäuren, Proteine, Zucker, Fettsäuren, Chlorophylle, sekundäre Pflanzenstoffe etc. Von einem kleinen Teil der im Hanf gefundenen sekundären Pflanzenstoffe glaubte man jedoch zunächst, dass sie ausschließlich im Cannabis vorkommen. Diese Stoffgruppe nannte man daher Cannabinoide. Es handelt sich um fettlösliche Terpenophenole, die vor allem in den Trichomen, den Harzdrüsen der weiblichen Blütenblätter während der Blütezeit gebildet werden. Hier dienen sie u.a. der Abwehr von pflanzenfressenden Fressfeinden, entfalten zudem eine antibiotische und antimykotische Wirkung und bieten damit der blühenden Hanfpflanze Schutz vor mikrobiellen Krankheitserregern (Bakterien und Pilze).
Phytocannabinoide
Das erste, von der Wissenschaft entdeckte Cannabinoid ist das Tetrahydrocannabinol (THC). Es ist das mengenmäßig häufigste Cannabinoid in der Hanfpflanze und verantwortlich für deren psychoaktive Rauschwirkung. Allerdings kommt THC in der frischen Pflanze lediglich in Form seiner Carbonsäure-Vorstufe THCA vor. THCA ist im Gegensatz zu THC nicht psychoaktiv. Der Genuss frischer Cannabisblüten macht nicht high, was erklärt, dass früher Hanfblättersalat den Speiseplan bereichert hatte. Erst, wenn sich durch Hitzeeinwirkung, z.B. beim Rauchen, Verdampfen, Kochen oder Backen, aus der THCA das eigentliche THC gebildet hat, wird Cannabis hochgradig psychoaktiv.
Mittlerweile kennt die Wissenschaft mehr als 100 Cannabinoide – die meisten davon allerdings lediglich als Analyseartefakte. Im Harz der Cannabis-Pflanzen kommen tatsächlich nur sehr wenige Cannabinoide vor, welche als Phytocannabinoide bezeichnet werden. Das nach THC zweithäufigste Phytocannabinoid ist das Cannabidiol (CBD), welches in der frischen Pflanze ebenfalls als Carbonsäure-Vorstufe CBDA vorliegt. Weitere Cannabinoide, die von der Pflanze in signifikanter Menge gebildet werden, sind Cannabigerol (CBG) und Cannabichromen (CBC). CBGA ist das Vorläufer-Cannabinoid, aus dem die Pflanze sowohl THCA als auch CBDA bilden kann. Ein weiteres Cannabinoid, das Cannabinol (CBN), entsteht dagegen erst bei schlechter Lagerung durch Oxidation von THC.
Die Mehrzahl der Phytocannabinoide sind nicht psychoaktiv. Cannabidiol wirkt sogar der Psychoaktivität des THC entgegen. THC-haltige Cannabis-Sorten mit einem hohen CBD-Gehalt lösen gegenüber Sorten mit niedrigem CBD-Anteil einen Rausch aus, bei dem der Kopf viel klarer bleibt, da das enthaltene Cannabidiol offenbar die Wirkungen des THC zügelt.
Terpene sorgen für das besondere Hanfaroma
Der charakteristische Cannabis-Geruch wird jedoch nicht von den enthaltenen Phytocannabinoiden verursacht. Cannabinoide sind geruchslos. Im Harz der Cannabis-Blätter finden sich über 120 verschiedene Terpene, deren Zusammenspiel den typischen Cannabis-Geruch und Geschmack entstehen lässt. Zu den wichtigsten im Hanf vorkommenden Terpenen gehören Myrcen, welches auch im Hopfen, dem nächsten Verwandten der Hanfpflanze, zu finden ist, sowie Alpha- und Beta-Pinen, die vielen Nadelhölzern ihren Duft geben. Vom Limonen und Terpinolen kommt der Zitrusduftanteil. Eucalyptol (1,8-Cineol) steuert den Eucalyptus-Geruch bei und Linalool liefert einen blumigen Geruchsanteil, der an Lavendel und Thymian erinnert. In einem Gramm Cannabis finden sich nur etwa 5 mg Terpene. Als ätherische Öle verflüchtigen sie sich leicht. Während Trocknung und Lagerung nimmt ihre Konzentration ab.